Das Kind in seiner Gesamtheit erfassen.

DIAGNOSE SCHAFFT KLARHEIT

Am Anfang steht ein ausführliches Erstgespräch mit den Eltern über die aktuelle Situation, die bisherige Entwicklung, Stärken und Schwächen sowie mögliche Belastungsfaktoren des Kindes. Anschließend kommt das Kind allein, etwa 2 bis 3 Stunden. Es ist mir wichtig, gut zuzuhören. So bekomme ich ein Bild vom Entwicklungszustand und den Ressourcen des Kindes und kann dann gemeinsam mit den Eltern, Lehrern oder Therapeuten Wege finden, das Kind (und auch die Bezugspersonen in seinem Umfeld) zu stärken.

Sensomotorik

Sensomotorische Wahrnehmung: Als Sensomotorik (auch Sensumotorik) bezeichnet man das Zusammenspiel von sensorischen und motorischen Leistungen. Die sensomotorische Wahrnehmung ist die Steuerung und Kontrolle der Bewegungen im Zusammenspiel mit Sinnesrückmeldungen. Wenn das Kind die Sinnesinformationen gut verarbeitet und verknüpft und sie für sinnvolles, zweckmäßiges, zielgerichtetes Handeln nützt, ist dies ein Zeichen für eine gute, sichere sensorische Integration.

Ist dies nicht möglich, hat dies verschiedene Auffälligkeiten im Alltag zur Folge: Kinder sind im Umgang mit Spielsachen oder anderen Menschen unabsichtlich zu grob, sind tollpatschig, haben Mühe ihre Kraft zu dosieren, scheuen Körperkontakt, stolpern oft oder laufen wo dagegen, suchen nach sehr starken Reizen, haben Mühe ruhig sitzen zu bleiben, tolerieren keinen Schmutz oder klebrige Dinge an den Händen, haben ein auffällig heikles Essverhalten, sind bei motorischen Tätigkeiten entweder Draufgänger oder besonders vorsichtig. Sie beginnen später oder undeutlicher zu sprechen, sie malen, zeichnen und schneiden nicht gerne oder haben in der Schule Mühe beim Schreiben- und Lesenlernen. Es fällt ihnen schwer, sich zu konzentrieren und aufmerksam zu sein, sie werden schnell wütend wenn etwas nicht gelingt, sind verunsichert durch neue/fremde Situationen, haben Mühe sich in einer Gruppe einzugliedern und die Grenzen anderer zu achten…

Persistieren von Frühkindlichen Reflexen

Persistieren von frühkindlichen Reflexen: Diese frühkindlichen Reflexe sind automatisch ablaufende (nicht willentlich gesteuerte), stereotype (immer gleiche) Bewegungen, deren Aufgabe das Überleben ist. Sie setzen wichtige Reifungsimpulse für die spätere Entwicklung willkürlicher Bewegungen und die Entwicklung einer sicheren sensomotorischen Reifung und Integration. Frühkindliche Reflexe treten zu Beginn der Schwangerschaft auf und werden im Laufe des ersten Lebensjahres mit Hilfe des Großhirns integriert (d.h. sie sind nicht mehr auslösbar). Geschieht dieses nicht oder nicht vollständig, so kann die nachfolgende Entwicklung zwar weiter voranschreiten, jedoch tut sie das auf einem unsicheren Fundament. Der Bedarf an Hemmung bzw. die Notwendigkeit zur beständigen energieraubenden Kompensation besteht – häufig lebenslang – weiter. Dies hat Auffälligkeiten im Bereich der sensomotorischen Entwicklung, des Verhaltens („fight or flight“ Reaktion) verbunden mit einer hohen Stressaktivität, der Aufmerksamkeitsleistung und Konzentrationsfähigkeit, etc… zur Folge. Typisch ist eine schwankende Leistungsfähigkeit, da Kinder je nach Tagesverfassung besser oder weniger gut kompensieren können.

Reflexintegration: Die Reflexintegration zur nachträglichen Ausreifung und Hemmung von frühkindlichen Restreflexen besteht aus gezielten Bewegungsübungen, die täglich nach qualifizierter Anleitung und regelmässiger Supervision zu Hause durchgeführt werden. Da der tägliche Übungsaufwand nur einige Minuten in Anspruch nimmt, lässt sich die Therapie gut in den Alltag einbauen. Besonders geeignete und effektive Methoden zur Reflexintegration sind die INPP Therapie (neurophysiologische Entwicklungsreifung) sowie das Blomberg Rhythmic Movement Training (BRMT and Reflexintegration). Für die Durchführung verweise ich Sie gerne an spezifisch dafür ausgebildete Therapeuten.

ADHS

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitäts Syndrom): Hiermit verbunden sind Konzentrationsprobleme, Ablenkbarkeit und mangelnde Fähigkeiten sich zu organisieren und Impulse für vorschnelles Verhalten rechtzeitig zu unterdrücken. Außerdem sind die emotionale Steuerung und das Sozialverhalten nicht altersentsprechend entwickelt. Dadurch gelingt es den Kindern im Alltag oftmals nicht, ihre (kognitiven) Fähigkeiten umzusetzen. Die Diagnostik eines ADHS umfasst die Untersuchung der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten sowie der spezifischen Aufmerksamkeitsleistungen (Alertness, geteilte Aufmerksamkeit, Go/Nogo Aufgaben, selektive Aufmerksamkeit, Daueraufmerksamkeit) in Form von standardisierten neuropsychologischen Testverfahren. Differentialdiagnostisch ist es wichtig, auf noch persistierende frühkindliche Reflexe zu achten, die sehr ähnliche Auffälligkeiten zur Folge haben können.

Teilleistungsstörungen

Teilleistungsstörungen (Legasthenie, Dyskalkulie): Damit eine Teilleistungsstörung diagnostiziert werden kann, muss zum einen die Leistung deutlich schlechter ausfallen, als aufgrund der Intelligenz zu erwarten ist, und zum anderen die spezifische Leistung in einem unterdurchschnittlichen Bereich liegen. Die Diagnostik umfasst neben der Erfassung der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten (Intelligenz) eine spezifische Untersuchung der Rechtschreibfähigkeit und Lesefähigkeit (Legasthenie) bzw. der Rechenfertigkeit (Dyskalkulie). Die Untersuchung im Hinblick auf eine Legasthenie bzw. Dyskalkulie ist ab der dritten Schulstufe sinnvoll. Aufgrund von häufigen Komorbiditäten ist es darüberhinaus sinnvoll, die Aufmerksamkeitsfähigkeit zu untersuchen.

Sprachentwicklung

Sprachentwicklungsstörungen: Als Sprachentwicklungsstörung bezeichnet man eine nicht altersgemäße Sprachentwicklung des Kindes. Diese zeigt sich vor allem im Kindergartenalter und Volksschulalter. Man unterscheidet zwischen spezifischen Sprachentwicklungsstörungen, die sich ausschließlich auf die sprachlichen Fähigkeiten beziehen (alle anderen Entwicklungsbereiche sind altersgemäß) und sekundäre Sprachentwicklungsstörungen, die in Verbindung mit weiteren Entwicklungsstörungen auftreten. Die Sprachentwicklungsstörung kann allein die Sprachproduktion betreffen oder auch das Sprachverständnis.

Verhaltensauffälligkeiten

Verhaltensauffälligkeiten: Jedes Kind hat gute Gründe, warum es sich auf eine bestimmte Weise verhält. Kinder sind nicht grundlos einfach aggressiv, dominant, traurig, verweigernd, störend etc. Es hilft, wenn man versucht, zu verstehen was hinter dem Verhalten steckt und was das Kind damit bezweckt. Und selbst wenn wir es – noch – nicht verstehen, haben wir als Bezugspersonen durch unsere Begegnung mit dem Kind die Möglichkeit, dem „Fehlverhalten“ des Kindes entgegenzuwirken und es in der Entwicklung seiner Persönlichkeit zu stärken.